TALES OF TWO CITIES (2)
Sechs Künstler aus Russland und Österreich konfrontieren sich mit Objekten des 20. Jahrhunderts aus zwei Sammlungen in Moskau und Wien. Mit Mitteln der künstlerischen Recherche und im Dialog mit den KuratorInnen der Sammlungen identifizieren sie Objekte, die zum Ausgangspunkt für neue künstlerische Projekte bzw. Objekte werden. Die beiden Sammlungen sind Speicher mit Dingen, die von verdrängten oder an den Rand gedrängten Geschichten erzählen.
Das 1988 gegründete Jüdische Museum Wien, in dessen Mittelpunkt die jüdische Geschichte Wiens und Österreichs steht, und die 1990 entstandene Gesellschaft Memorial in Moskau, deren Archiv Dinge
zur Geschichte der politischen Repression und der Verletzung der Menschenrechte in der UdSSR sammelt. Ziel der künstlerischen Recherche ist es, Dingen auf den Grund zu gehen, die zwar in ihrer
sinnlichen Erscheinung heute einen vielleicht sogar täuschend ähnlichen Eindruck hinterlassen können, deren Geschichte sich aber mit zunehmend genauer Betrachtung stärker zu unterscheiden und
widersprechen vermag.
Eine Ausstellung des Jüdischen Museum Wien, des Österreichischen Kulturforum Moskau und Memorial Moskau.
KuratorInnen:
Astrid Peterle, Natalia Petrova, Simon Mraz
KünstlerInnen:
Olga Jitlina
Zenita Komad and the Unity Operators
Ekaterina Shapiro-Obermair
Haim Sokol
Hans Weigand
Alisa Yoffe
Sa., 4. Oktober 2014 23.00 - 24.00 Uhr
Treffpunkt: 21er Haus, Schweizergarten, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, Kassa
Performance "Demon Brothers" von Hans Weigand
Der österreichische Künstler konfrontiert in einem
Wechselspiel
von Mobilität und Immobilität die modernistische Architektur
des 21er Haus mit Gebärden heimischer Tradition.
|
||||||||||
Eine Kooperation von: Moskauer Museum für Moderne Kunst, “Memorial” Wohltätigkeitsgesellschaft für Geschichte, Erziehung und Menschenrechte, Jüdisches Museum Wien, Österreichisches Kulturforum Moskau
Sowohl die Menschenrechtsgesellschaft „Memorial“ in Moskau als auch das Jüdische Museum in Wien verfügen über einen reichen Schatz an Beständen, Objekte, die wichtige Dokumente zur Geschichte – und nur zu oft einer Geschichte der Repression und Marginalisierung – darstellen. Viele dieser historischen Zeugnisse haben einen sehr intimen Hintergrund, sind mit ganz individuellen, persönlichen Schicksalen verbunden.
Das Jüdische Museum Wien ist das älteste jüdische Museum der Welt (Gründung 1895; Schließung durch die Gestapo im Jahr 1938) und wurde in seiner heutigen Gestalt im Jahr 1988 wiedergegründet. Es legt den inhaltlichen Schwerpunkt auf Geschichte und Gegenwart des Wiener Judentums. Die Gesellschaft „Memorial“ wurde im Jahr 1990 in Moskau ins Leben gerufen; ihr Archiv beinhaltet Bestände, die von politischen Repressionen und Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion Zeugnis ablegen. Beide Institutionen eint bei all ihrer Verschiedenheit die Funktion eines zentralen Ortes der Dokumentation und der Vergegenwärtigung von Geschichte. Die Memorabilien, die im Zentrum dieses Projektes stehen, stellen dabei einen ganz besonderen Bestand dar. Gestiftet, geschenkt, vererbt – die Herkunft dieser Bestände mag so verschieden sein wie die Objekte selbst, und als Spezifikum gesellt sich der Umstand hinzu, dass der überwiegende Teil dieser historischen Fragmente oberflächlich besehen kaum etwas von sich preisgibt, ja leicht übersehen werden könnte. Ihre Bedeutung erschließt sich erst aus den mit ihnen verbundenen Geschichten. Alleine vom Betrachten erkennt man nicht notwendigerweise ob es sich um ein Objekt aus Moskau oder Wien handeln könnte, verbunden mit den dazugehörigen Geschichten ergeben sie allerdings vielsagende Einblicke in die Geschichten zweier Städte. |
http://www.akfmo.org/de/events/eventdetails.php?id=34
mit Carola Dertnig, Heinz Gappmayr, Martin
Gostner, Peter Kogler, Peter Sandbichler, Eva Schlegel, Martin Walde, Hans Weigand, Lois Weinberger
Die Ausstellung steht im Mittelpunkt des Jubiläumsjahres der Galerie im Taxispalais, die 2014 ihren 50. Geburtstag feiert. Sie versammelt mit Carola Dertnig, Heinz Gappmayr, Martin Gostner, Peter
Kogler, Peter Sandbichler, Eva Schlegel, Martin Walde, Hans Weigand und Lois Weinberger renommierte Tiroler Künstlerinnen und Künstler, die auf eine internationale Karriere blicken können und bereits
einmal in der Galerie im Taxispalais mit Einzelausstellungen vertreten waren. Ausgehend von der Arbeit war ist wird (1978) von Heinz Gappmayr, die
auf der zentralen Betonwand im Hof der Galerie zu sehen sein wird, wurde für die Ausstellung der Titel Zeitsprunggewählt. Er bindet die einzelnen
künstlerischen Beiträge lose zusammen und verweist auf das Ineinandergleiten von vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeit, sodass er gleichsam die Geschichte der Galerie mitreflektiert. Die
Künstlerinnen und Künstler, unter denen sich Teilnehmer/innen von wichtigen Großausstellungen wie der documenta oder der Biennale von Venedig befinden und von denen einige an Kunstakademien
unterrichten, werden jeweils einen Werkkomplex zeigen, wobei ein Großteil der Arbeiten eigens für die Ausstellung entsteht.
Holz den Palästen!
Die Erfindung des Holzschnitts, Buchdrucks und der Radierung hat den Aufbruch in die Renaissance nicht minder unaufhaltsam beschleunigt und belebt wie digitale Technologien die Bildproduktion am Ende
des 20. Jahrhunderts erneuerten. Dennoch signalisieren die Spuren alter Drucke kaum noch die Kraft, mit der die “sprechenden Blätter” seinerzeit in die Vorstellungswelt eingriffen und den Ideen der
Menschen ein unkontrollierbares Forum verschafften. Die Maserung des Holzes oder die groben Konturen in der Schraffur eines Stoffes wirken heute eher als unmoderner Rest, Eigenschaften des veralteten
Zeugs, das bestenfalls im bäuerlichen Rahmen noch geschätzt, gepflegt und bewahrt wird.
Hans Weigand durchkreuzt mit der Ausstellung, die am 1. Februar 2014 in den Räumen der Niklas Schechinger Fine Art eröffnet wird, all diese schönen Selbstverständlichkeiten. Seine Leinwanddrucke,
geschnitzten Reliefe und Fastnachtsmonster beschwören ohne Umschweife das dörfliche Gewand der Tradition, konfrontieren die Kennzeichen der alten Technologie jedoch ebenso vehement mit den Ikonen
einer extrem mobilen Modernität. In der Pigmentschicht seiner Leinwände treffen die Fragmente versunkener Druckerschwärze auf die Beweglichkeit der aktuellsten Photoshop-Programme, begegnet das Idol
eines Rockstars der Melancholie des einsamen Silversurfers, vermischt sich der Aufruhr eines hölzernen Faltenwurfs mit der Silhouette des Hauses, in dem Hitchcock den Leichnam der Mutter eines
psychotischen Killers am Leben erhielt.
Kein Detail der Oberfläche kann sich in den Objekten des Künstlers seiner Identität oder Funktion sicher sein. Wellen sind möglicherweise aus Feuer und Rauch aufgeschichtet, der friedliche Schlaf
eines Heiligen aus dem dicken Fell eines Obdachlosen, die Betonpfeiler blinder Hochhausbürokratie aus dem Holz eines Floßes, das schon lange keinen Schiffbrüchigen mehr an Land trägt. Die Klötzler
aus Absam in Tirol werden diesen unberechenbaren Untergrund der Bilder unmittelbar vor Augen führen. Erstmals außerhalb ihres Traditionsgebietes und in einer Holzverkleidung, die von einem Künstler
entworfen wurde, zeigen sie in der Ausstellung Holz den Palästen, wie sehr dieser Stoff, in dem Bilder, Instrumente und Möbel vor Jahrhunderten ein neues Gesicht fanden, die Verhältnisse immer noch
zum Tanzen bringen kann. (Text: Roberto Ohrt)